Texte schreiben in der Schule 3×3

30. November 2013

Die Kinder in der Schule 3×3 schreiben gerne. Sie sind sich gewöhnt in vielen Situationen zu schreiben. Sie schreiben Texte ab, sie schreiben woran sie sich erinnern, sie schreiben auf, wie sie ein Problem gelöst haben, sie schreiben Feedback zu den unterschiedlichsten Aktivitäten, sie schreiben Entwürfe, sie schreiben Satzbaumodelle, sie schreiben, um sich Dinge einzuprägen, sie schreiben Texte, sie schreiben Berichte über die Ergebnisse von Experimenten und sie schreiben Forscherkreiszettel.
Bei diesem Begriff fällt mir eine kleine Begebenheit ein. Maximilian, er besucht seit einem halben Jahr die Schule 3×3, kam am Freitag zu mir und zeigte mir einen Forscherkreiszettel. Voller Stolz sagte er:“ Das ist mein erster Forscherkreiszettel, den ich allein geschrieben habe“.
Ich selber liebe die Zeiten, wenn die Kinder Texte schreiben und vor allem macht es mir viel Freude zusammen mit den Kindern Texte zu überarbeiten.

 

Heute will ich viel arbeiten

Mit diesen Worten begrüsst mich Damian. Er besucht erst seit kurzem die Schule 3×3. Er kam mit dem Etikett „Leistungsverweigerer“ in die Schule 3×3. Das sei ein guter Vorsatz, entgegne ich. Doch richtig bewerten könne man diese Aussage erst, wenn der Tag vorüber sei. Damian muss in seinem Logbuch ein Säulendiagramm zeichnen, mit einem Raster von 0 bis 10. Dann muss er sich entscheiden, bei welcher Zahl er sich mit seinem viel Arbeiten sieht. Er entscheidet sich für eine 8. Dementsprechend markiert er die Säule. Vor Schulschluss kommt Damian zu meinem Pult und zählt auf, was er alles gearbeitet hat. Er findet, dass er anhand dieser Aufzählung merke, dass er sich eine 7 geben könne. Er hätte gedacht, er könne noch mehr arbeiten. Auch wenn Damian keine 10 erreicht hat, so zeigt er mit seinem Verhalten, dass ihm das Arbeiten wichtig ist.

Mein Gehirn fühlt sich geehrt

Mein Gehirn fühlt sich geehrt, wenn es so anspruchsvolle Arbeiten machen kann.

Das ist eine Aussage von Damian am Ende eines Schultages. Es ist eindrücklich zu erleben, wie ein Kind sich entwickelt, wenn es realisiert, dass ihm eine gute Leistung zugetraut wird. Ein weiterer Entwicklungsschub erfolgt aber erst, wenn von diesem Kind verlangt wird, dass die guten Leistungen stets verlangt werden. Für Damian ist dabei der heikelste Teil das Arbeitstempo. Er ist gewöhnt langsam, langsam, langsam zu arbeiten. Und jetzt muss er  in einer bestimmten Zeit seine Leistung erbringen, sonst wird sie nicht angenommen.

 

Viele bedeutende Jobs für den Wochenkönig

28. September 2013

Eine der Aufgaben des Wochenkönigs besteht darin, dass er am Nachmittag für zehn Minuten als Tutor für Sophia amtet. David ist Wochenkönig. Er setzt sich neben Sophia at the green table. Er bemalt als erstes ein Zeichenblatt mit lauter Farbklecksen. Sophia wird dann aufgefordert stets auf die von David genannte Farbe zu zeigen. Sie spricht nicht, sie hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Sie kennt alle Farben. David nimmt ein zweites Blatt er zeichnet unterschiedlich viele Gegenstände. 5 Dreiecke, 4 Kreise, 2 Autos, 6 Strichfiguren und zwei Lachgesichter. Er stellt die Gegenstände in strukturierter Ordnung dar. Er wendet die Struktur wie sie die üblichen Sechserwürfel aufweisen. Diese Struktur ist Sophia wohlbekannt. Sie schaut David intensiv zu und zeigt auf die jeweils verlangte Ziffer.  Zur Belohnung darf Sophia mit David mit einem Fussball spielen.

 

 

 

Das Bündnis der Kinder der Schule 3×3

15. September 2013

 

Der Rahmen in dem das Bündnis steht, ist durch die Schule 3×3 vorgegeben.

Über einen längeren Zeitraum befassten sich die Kinder mit Schweizergeschichte. Dabei wurde der Begriff „Bündnisse“ thematisiert. Die Kinder lasen unterschiedliche Bündnistexte, vom Bundesbrief bis zu einem Bündnisvertrag, den Tick, Trick und Track schlossen. Jedes Kind setzte nun einen Bündnisvertrag für die Schule 3×3 auf. Anschliessend wurde in der Gruppe gemeinsam ein Entwurf für eine Schlussversion aufgesetzt. Ich kontrollierte diesen und gab das OK dazu. Ich finde diesen Bündnistext sehr schön.

Der Text zum Bündnis

►Wir wollen eine Einheit sein. Jetzt und immerdar.
►Jeder kann dafür sorgen, dass er einen guten Platz findet.
►Wir halten zusammen.
►Jeder ist anständig, hilfsbereit und fürsorglich.
►Wir reden miteinander.
►Wir führen gute Streitgespräche.
►Wir drücken unsere Gefühle angemessen aus.
►Jeder macht das für die Gruppe was er am besten kann.
►Jeder trägt die Verantwortung, dass die Gruppe gut funktioniert.

Der Rahmen in dem das Bündnis steht, ist durch die Schule 3×3 vorgegeben. Und dieser Rahmen kann unterschiedlich weit gesteckt sein. Ob der Rahmen eng oder weit gesteckt ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Wenn eine Gruppe neu gebildet wird, dann muss ich als Lehrerin sehr darauf achten, welcher Rahmen nützlich ist, damit das Bündnis glücken kann. Er darf nicht zu weit sein, weil die Gruppe noch gar nicht mit dem Freiraum umgehen kann. Er darf aber nicht zu eng sein, weil dann die Gruppe sich nicht genügend entwickeln kann.Es ist für die Leistungen der Kinder wichtig, dass sie gute Beziehungen zueinander aufbauen können. Wenn der Spielraum grösser ist, dann sind die Kinder in ihrer sozialen und emotionalen Kompetenz gefordert.

Während der Phasen in den ich den Unterricht leite, direkte Instruktion stattfindet ist der Rahmen eng gesteckt. Die Kinder fühlen sich dann sicher und können sich dem Lernen widmen.

Auf den Lernbaum klettern

8. September 2013

Die Lernbaumkletterei ergab sich aus einer meiner Spurensuchen. Ich wollte eine Form finden, mittels der das Bewusstsein der Kinder für ihre überfachlichen Kompetenzen gefördert werden kann.

Das Bewusstsein für das fachliche Wissen ist bei den Kindern viel höher. Es kann leichter bewertet werden und es steht seit langer Zeit im Zentrum der Schule.

Dem Wissen über das eigene Lernverhalten muss immer grössere Bedeutung geschenkt werden.

Im Zusammenhang mit den überfachlichen Kompetenzen geht es nie um Fehler, die mit dem Inhalt des Schulstoffes zu tun haben.

Es geht nur um Fehler, die jedes Kind vermeiden kann. Früher sagte man das sind nur Flüchtigkeitsfehler. Macht nun ein Kind trotzdem einen derartigen Fehler, so wird das entsprechende Dokument in den „Lernbaumkletter-Ordner “ geheftet. Wenn die einen Kinder bereits die Freizeit geniessen können, müssen die andern auf den Lernbaum klettern und die entsprechende Arbeit in Ordnung bringen.

Meine Haltung drückt klar die Wertschätzung für die Persönlichkeit des Kindes aus. Sie drückt aber auch klar aus, dass die definierten Fehler inakzeptabel sind.

Heute will ich viel arbeiten.

2. September 2013

Mit diesen Worten begrüsst mich Damian. Er besucht erst seit kurzem die Schule 3×3. Er kam mit dem Etikett „Leistungsverweigerer“ in die Schule 3×3.

Das sei ein guter Vorsatz, entgegne ich. Doch richtig bewerten könne man diese Aussage erst, wenn der Tag vorüber sei.

Damian muss in seinem Logbuch ein Säulendiagramm zeichnen, mit einem Raster von 0 bis 10. Dann muss er sich entscheiden, bei welcher Zahl er sich mit seinem viel Arbeiten sieht.

Er entscheidet sich für eine 8. Dementsprechend markiert er die Säule.

Vor Schulschluss kommt Damian zu meinem Pult und zählt auf, was er alles gearbeitet hat.

Er findet, dass er anhand dieser Aufzählung merke, dass er sich eine 7 geben könne. Er hätte gedacht, er könne noch mehr arbeiten.

Auch wenn Damian keine 10 erreicht hat, so zeigt er mit seinem Verhalten, dass ihm das Arbeiten wichtig ist.

Fürsorglich

18. November 2012

Für was wird Sprache am meisten gebraucht?
Um Fragen zu stellen?  Um zu befehlen? Um zu dichten, um zu singen?  Um Informationen weiterzugeben?
Nein!
Es ist einfacher. Wir brauchen die Sprache am meisten, um zu klatschen und zu tratschen.
Ich doch nicht!
Ich sicher nicht!
Aber wissenschaftliche Untersuchungen beweisen das Gegenteil. Etwa zwei Drittel aller Gespräche drehen sich um menschliche Beziehungen im weitesten Sinn.Wer klatscht und tratscht interessiert sich für die Mitmenschen. Wer klatscht, trägt dazu bei, dass Menschen zusammenhalten und zusammenbleiben. Klatsch und Tratsch sind eine gute Sache.Stellen wir sie in ein neues Licht. Es gibt eine Theorie über den Ursprung von der menschlichen Sprache, die mir gefällt. Für die Menschen der Urzeit war das Zusammenbleiben überlebensnotwendig. Wenn nun eine Gruppe von Sammlerinnen und Jägern über eine bestimmte Zeit abwesend war, so mussten beide Seiten versuchen in Verbindung zu bleiben. Aus diesem Grunde entwickelten sie ein Instrument, die Sprache, damit konnten sie über die jeweils Abwesenden klatschen und so verhindern, dass sie vergessen werden und ermöglichen, dass die Verbindung bestehen bleibt.

Obwohl wir jetzt ganz anders leben, bleibt dieser tiefe Wunsch nach Verbundensein. Auch in der Lerngruppe.
Ein Beispiel dazu. Die Zweitklässlerin Melanie überblickt jeden Morgen die Gruppe und fragt sogleich, wo sich dieses Kind aufhalte, weshalb es nicht da sei.Es ist jedes Mal spürbar, wie gut es allen anderen tut, zu merken: Wenn ich einmal nicht da bin, dann wird sich Melanie sogleich nach mir erkundigen. Und ich gehöre dadurch immer noch dazu.

Verpflichtung inbegriffen

27. Oktober 2012

Im Konzept der Schule 3×3 sind die drei Verpflichtungen „Das Beste geben beim eigenen Lernen, in der Gruppe, für die Gemeinschaft“ ineinander verwoben.
In der vergangenen Schulwoche mussten drei Kinder wegen Krankheit der Schule fernbleiben. Die Verpflichtungen, die diese Kinder für die Gemeinschaft zu erfüllen hätten, können nicht erfüllt werden. Doch ganz selbstverständlich übernehmen andere Kinder die Jobs. Sie wenden dann die bei ihnen beliebte Strategie des lauten Denkes an“: Ich übernehme für Aljoscha den Job des Wochenkönigs.“ Zu dieser Strategie gehört, dass ich mich nicht äussere, ausser wenn die Aussage nicht passend ist. Es kommt auch vor, dass Kinder einfach übernehmen. Ich sehe dann z.B. dass Martin beim Tisch steht und die Logbücher in der korrekten Reihenfolge stapelt. Die Kinder lieben Wettbewerbe. Am Dienstag wurde Armbrustschiessen gewünscht. Nun war der Listenchef ebenfalls krank und Severin übernahm.  Anschliessend fragte er, ob er nicht ab jetzt immer diese Aufgabe haben könne. Ja, viele Jobs sind sehr beliebt und die Kinder versuchen auf jede Art wie sie einen ergattern könnten.

 

Blickkontakt

1. Oktober 2012

Die Kinder lieben das Mandala malen. Es waren keine Malvorlagen da. „Ich mache selber ein Mandala“, meinte Melanie. Sie vertiefte sich in die Arbeit. Nach etwa fünf Minuten drehte sie ihren Kopf und schaute zu mir. Ich lächelte ihr zu. Da strahlte sie über das ganze Gesicht. Sie drehte sich schnell wieder ihrer Arbeit zu. Nach einigen Sekunden drehte sie sich erneut, strahlte mich an und arbeitete weiter. So geschah es noch einige Male. Melanie prüfte immer zuerst, ob ich sie anlächle und schenkte mir dann ihr schönstes Strahlen.

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