Die Aufgabe des Lernbaums

Die altersdurchmischte Lerngruppe in der Schule ist heterogen zusammengesetzt.
Die Kinder sind unterschiedlich in ihren Lernvoraussetzungen. Sie haben unterschiedliche Lernpotenziale.
Etwas ist aber für alle Kinder gleich wichtig. Sie wollen Erfolg haben in der Schule.

Für den schulischen Erfolg ist es wichtig, dass sich die Kinder ein Bewusstsein für das eigene Lernen erwerben. Erst wenn sie wissen was sie wie tun, können sie ihr Tun auch steuern. Aus diesem Grund müssen sie die Stärken und die Schwächen kennen, sowie ihre Gefühle und ihr Denken. Sich selber wahrnehmen während des Lernens, das ist herausfordernd. Anschliessend gehört das Reflektieren dazu. Diese Tätigkeiten gehören zu den überfachlichen Kompetenzen.
Fachleute sind sich seit längerem einig, dass die überfachlichen Kompetenzen wesentlich beitragen zum Lernerfolg.

Die Kinder selber interessieren sich wenig für die überfachlichen Kompetenzen. Denn sie können den Nutzen, den das Wissen über das eigene Lernen ihnen geben soll, noch nicht abschätzen. Erst wenn sie mit einem für sie attraktiven Werkzeug angeleitet werden ihr Arbeitsverhalten zu beobachten und feststellen können, dass ihnen das Arbeiten leichter fällt, bekommen sie Interesse.

Wie ich ober bereits erwähnte sind Kinder unterschiedlich in ihren Lernvoraussetzungen und zwar in den fachlichen wie den überfachlichen.

Aus diesem Grund laufen die Lernprozesse für jedes Kind individuell ab. Diese Lernprozesse zu steuern ist sehr komplex. Meine Absicht war es, ein Instrument zu entwickeln mit dem man die Lernprozesse ganzheitlich darstellen und steuern kann. Es muss sichtbar werden, dass fachliche Kompetenzen, überfachliche Kompetenzen und unterstützende Funktionen sich wechselseitig beeinflussen. Sie sind miteinander verbunden.

So entstand der Lernbaum der Schule 3×3 als ein Instrument mit dem alle Ebenen eines Lernprozesses festgehalten und gesteuert werden können. Und zwar von der Lehrperson und von den Kindern.

In der Krone befinden sich die fachlichen Kompetenzen, die Leistungsergebnisse, die Früchte der Arbeit.
Im Stamm befinden sich die überfachlichen Kompetenzen.
In der Wurzel befinden sich die Werte.

Dienstag 17.5.16, Tagesplan für einen Drittklässler

Krone

Gestalten
Elektrizität
Stromkreise bauen und in eigenes Produkt einsetzen.

Deutsch
Lesen, Verstehen von literarischen Texten
Krimi

Deutsch
Grammatikbegriffe
Test: Nomen und Verben finden mit formalen Proben

Deutsch
Text schreiben
Schreibblockade lösen.
In der Bibliothek Ideen suchen

Deutsch
Rechtschreibung
Wörter mit Doppelkonsonanten üben

Mathematik
Trainieren mit Kärtchen
Zehnereinmaleins

Mathematik
Kontinuierliches Trainieren
Blitzrechnen, 1000 teilen

Mathematik
Produktives Üben
Im Arbeitsheft, Division Zehnereinmaleins

Freiraum erarbeiten

Stamm

Selbstkompetenz
Schwierigkeiten erkennen und das Verhalten anpassen.
Ich kann planen und die Folgen daraus abschätzen.

Methodische Kompetenz
In gutem Tempo arbeiten.

Wurzel

Ich melde mich, wenn ich Unterstützung benötige.
Ich darf die Reihenfolge der rotgemalten Blätter selber bestimmen.

Der Fliegende Teppich
Kontinuierliche Reflexion über den Lernprozess. Dialog zwischen der Lehrerin und dem Kind.
Anschliessend an den Unterricht erfolgt ein Gespräch über den Tagesverlauf.

Stolperstein

Kompetenz: Mathematik
Kompetenzbereich: Zahl und Variable
Handlungsaspekt:
A Operieren und Benennen ist ein Handlungsaspekt
B Erforschen und Argumentieren ist ein Handlungsaspekt
Die Schülerinnen und Schüler können beim Erforschen arithmetischer
Muster Hilfsmittel nutzen. Ist eine Kompetenz
C Mathematisieren und Darstellen
Die Schülerinnen und Schüler können Rechenwege darstellen,
beschreiben, austauschen und nachvollziehen.

Didaktische Hinweise

trainieren,
automatisieren
verstehensorientiert lernen
produktives Üben

Verstehensorientiertes
Lernen, Rechenbuch
Sich erinnern und trainieren mit dem Kopfrechenprogramm
„Blitzrechnen 3“
Automatisieren und wiederholen. Kärtchen
Arbeitsblätter Sich erinnern, Routine auffrischen. Computer
Verstehensorientiertes
Lernen, Rechenbuch
Arbeitsheft
Analogien suchen.
Arbeitsheft
Mit Umkehroperation testen

M, 3, Semester 2, Woche 20, Mo. 9.5. bis Fr. 13.5.16

Kompetenzbereich: Zahl und Variable.

Das Schwergewicht liegt auf dem Operieren: automatisiertes Abrufen von Resultaten aus dem Zehnereinmaleins. Analogien finden aus dem Einmaleins zum Zehnereinmaleins.

Lernziele für Woche 20
Divisionen zum Zehnereinmaleins
Ich kann rechnen Divisionen zum Zehnereinmaleins ausrechnen.
Ich kann das Resultat mit Hilfe einer Umkehroperation überprüfen.
Ich kann zu einer Division zum Zehnereinmaleins eine passende Divisionsgeschichte erfinden.

Das ist der Lernbaum der Schule 3×3

In der Krone zeigen sich die Früchte der Arbeit

Unterrichtsfächer
Sprachen
Mathematik und Naturwissenschaften
Musische Fächer und Sport

Wissen weitergeben
Wissen an sich hat keinen Wert

Leistung bewerten
Mit sich selber vergleichen, individuelle Bezugsnorm
Mit der Gruppe vergleichen, soziale Bezugsnorm
Portfolio, konkrete Leistungsbewertung

Im Stamm befindet sich der Umgang mit dem eigenen Lernen

Verpflichtung
Erinnern, Arbeitsspeicher, aus Erfahrung lernen.
Anstrengen, Beharrlich dran bleiben.
Zeit managen, Zeitgefühl entwickeln.

Selbstregulation
Aufmerksam sein, erst denken dann handeln.
Horchen und Gehorchen.
Sorgfältig und achtsam sein.

Handlungen planen
Planen, Ziele setzen, Wege finden.
Kontrollieren und Korrigieren, Aufgaben gut zu Ende führen.
Reflektieren

In der Wurzel befinden sich die Werte der Schule 3×3

Ausgleich
Ruhe und Aktivität
Geben und Nehmen
Geistige Arbeit und körperliche Arbeit

Kooperation
Führen und geführt werden
Wertschätzung, Disziplin
Stärken, Schwächen

Kommunikation
Die Geschichte der Unterrichtsfächer
Das Elternhaus und die Schule ziehen am selben Strick
Beziehungen

Die grosse Bedeutung der überfachlichen Kompetenzen

Die Verpflichtung
Der Job der Kinder ist das Lernen. Die Verantwortung für das Lernen muss den Kindern klar sein. Wenn die Kinder Fähigkeiten erworben haben, dann sind sie verpflichtet, diese Fähigkeiten jederzeit korrekt anzuwenden.
Ich verlange klar und fordere das ein was ich verlangt habe. Ich setze die Massstäbe und ich mache deutlich, dass alles was ich anordne Konsequenzen nach sich zieht. Das führt die Kinder zur Haltung: Ich unternehme alles, um mir das Gelernte zu merken und danach zu handeln.

Aufmerksamkeit führt zu Konzentration
Konzentriert sein heisst, dass die Kinder verpflichtet werden, sich mit dem Wissen zu verbinden, sich einbinden lassen in das Wissen. Das Wissen kommt den Kindern nicht entgegen. Sie müssen etwas dafür tun. Genau zuhören, sich abgrenzen und arbeiten auch wenn es schwer fällt. Um den Blick zu fixieren, um eine Sache genau zu betrachten, braucht es Aufmerksamkeit. Daneben braucht es Ruhe, Musse und Lange-Weile, damit sich das Wissen setzen kann.
Konzentration ist kontrollierte Aufmerksamkeit.

Ausdauer, Anstrengung, Beharrlichkeit
Die heutige Lebensweise ist unter anderem geprägt von Reizüberflutung, Aktivität und Hektik. Der Wohlstand in dem wir leben führt zu einer Konsumhaltung. Wir besitzen bereits viele Güter und kaufen ständig neue hinzu. Es ist gar nicht mehr möglich, dass wir uns intensiv an das binden, was wir besitzen. Kaum haben wir etwas bekommen, so lösen wir uns davon und wenden uns Neuem zu. Die Fülle an Dingen fördert die Haltung, dass wir uns nicht mehr anstrengen müssen, um an eine Sache heranzukommen. Die Sache kommt einem entgegen.
Alle diese gesellschaftlichen Phänomene machen vor den Kindern nicht Halt und wirken sich auf das Lernverhalten der Kinder aus.
Es ist die Aufgabe des Systems „Schule“, dass die Kinder erfahren, dass ihnen das Wissen nicht einfach entgegenkommt, dass sie sich darum bemühen müssen. Sie müssen arbeiten, auch wenn es ihnen schwer fällt. Ausdauer, Anstrengung, Beharrlichkeit und Sorgfalt haben einen schlechten Ruf bekommen.
Zu Unrecht. Das zeigt sich jeweils anlässlich der der Feedbackrunde am Schluss des Tages:“ Es war anstrengend, doch ich fühle mich sehr gut.“
Oft wird der faszinierende Aspekt einer Sache erst dann deutlich, wenn man sich lange Zeit in sie vertieft hat. Erst durch die Beharrlichkeit entsteht allmählich die Liebe zur Tätigkeit.
Kinder sollten wir für ihre Ausdauer und für die Anstrengung belohnen und nicht für das, was ihnen leicht zufällt.

Kontrolle, Reflexion, Korrektur
Das sind sehr wichtige überfachliche Kompetenzen. Sie haben einen bedeutenden Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg. Oft gehorchen Kinder dem Impuls „Ich möchte jetzt schnell fertig sein, dann kann ich zeichnen!“ Dieser Impuls muss von einer höheren Instanz kontrolliert werden, wenn es denn
zur Anstrengung und zu Belohnungsaufschub kommen soll. Die Rolle dieser höheren Instanz übernimmt der Lernbaum.