Draussenhaus

Mehr als richtig oder falsch!

Holunderhaus, Schule 3x3

Mehr als richtig oder falsch
Die Aussage eröffnet unzählige Perspektiven für den Unterricht. Doch der folgende Text berichtet nur über Erfahrungen, die die Kinder zuerst mit dem „mehr als richtig“ und anschliessend mit dem „mehr als falsch“ gemacht haben.

Erfahrungen mit dem „mehr als richtig“
Ich gab den Kindern den Auftrag, eine Liste zu erstellen mit Eigenheiten einer „mehr als richtigen“ Unterrichtsstunde.
Fehlerfrei arbeiten.
Weit kommen.
Nur auf die Arbeiten schauen.
Dabeibleiben, auch wenn es heikel wird.
Ruhig sein.
Schöne Schrift haben.
Gute Tutorin/ Tutor sein.
Zügig arbeiten.
Leise sein.
Mit Sorgfalt arbeiten.
Ausdauer haben.

Am Dienstagmorgen eröffnete ich den Kindern:“ Heute zeigt ihr, dass ihr eine mehr als richtige Unterrichtsstunde schaffen könnt. Als Belohnung bekommen diejenigen, die über sich hinausgewachsen sind, ein Stück einer Toblerone“. Dazu bin ich gekommen, weil am Vortag, als die Kinder Namen von Schweizerbergen auflisteten, auf einer Liste stand: „Toblerone“. Ich musste schmunzeln und sagte, damit sei sicher das Matterhorn gemeint.

Anschliessend an die Lektion schrieben die Kinder ein Kurzprotokoll.

Es war schön. Es war schön. Ich habe das Matterhorn bestiegen.

Ich habe ruhig gearbeitet. Ich denke gut. Es hat mir gefallen.

Die Stunde war gut. Ich erreiche sicher die Spitze des Matterhorns. Ich kam leider etwas später in die Schule und habe leider einen Teil verpasst.

Mir hat der mehr als richtige Unterricht gefallen. Ich habe auch ruhig gearbeitet und konzentriert. Für meine ruhige Arbeit habe ich beim Znüni Schokolade bekommen.

Für mich war es spannend und schön. Es war angenehm, so zu arbeiten. Für mich war es perfekt. Ich habe besonders schön geschrieben.

Es hat mir Spass gemacht so zu arbeiten. Mir hat alles gefallen. Und ich finde alles schön in der Schule 3×3. Ich konnte das Matterhorn besteigen.

Ich konzentrierte mich auf die Arbeit. Ich arbeitete leise. Es war gut und sehr anspruchsvoll.

Es war ernst. Und fast gleich wie sonst, ausser, dass es plus und minus gegeben hat. Es war anders und ich bekam Schokolade.

Ich arbeitete zügig vorwärts. Ich bekam nichts mit, was alles ablief, ich war so konzentriert, weil ich das Matterhorn besteigen wollte. Ich finde, ich habe es sogar überflogen.

Für mich war es nicht schwierig. Es war spannend. Ich konnte konzentriert arbeiten, ich kam gut vorwärts. Ich versuchte keine Fehler zu machen. Ich habe immer die Klammer hingetan.

Für mich als Lehrerin war es eine schöne Erfahrung. Ich bin mich daran gewöhnt, dass die Kinder gut arbeiten, doch es war mehr Ernst zu spüren als sonst.

Erfahrungen mit dem „mehr als falsch“

Am Freitag sagte ich zu den Kindern: Nun habt ihr gezeigt, dass ihr eine perfekte Unterrichtstunde durchstehen könnt, heute will ich von jedem von euch etwas sehen, was mehr als falsch ist. Alle machen einen Superfehler.

Beispiel 1 eines Superfehlers
Ein Zweitklässler löst Malrechnungen. 1×5 = 30, 2×5= 100. Als er das fertig gelöste Arbeitsblatt zum Kontrollieren vor mich hinlegt, schaut er mich gespannt an. Sogleich entdecke ich die Fehler und spiele das Spiel mit.
Soll ich mich nerven?
Ja!
Jetzt habe ich dir hundertmal, nein tausendmal gesagt, was 1×5 gibt und du machst das wieder falsch! Ich bin sehr unzufrieden.
Der Zweitklässler schaut mich lachend an. Alle Kinder im Schulzimmer lachen froh.

Beispiel 2 eines Superfehlers
Ein anderer Zweitklässler löst ebenfalls Malrechnungen. 9×6= ☼ Daneben zeichnet er eine Sprechblase und darin steht: Hallo! Ich lese laut vor und alle lachen froh.
Beispiel 3 eines Superfehlers
Ein Viertklässler soll herausfinden, wann eine Familie, die in die Ferien fliegen will, von zuhause wegfahren muss, wenn der Abflug um 13 Uhr ist. Der Knabe trägt alle Daten korrekt in die Tabelle ein. Als Lösung trägt er ein: Abfahrt daheim ist um 17:35 Uhr. Als ich den Fehler nicht sofort entdecke, klärt er mich auf, dass die Lösung doch nicht möglich sei, dass die Familie dann viel, viel zu spät sei. Er ist sehr stolz auf seinen Fehler.

Beispiel 4 eines Superfehlers
Eine Sechstklässlerin findet gleichwertige Brüche durch Erweitern. 3/4 = 6/8= 3×3/12=12/16=15/20.
Ich freue mich sehr über diesen feinsinnigen Fehler.
Beispiel 5 eines Superfehlers
Ein Fünftklässler soll das kleinste gemeinsame Vielfache von 5 und 7 finden. Er schreibt sich beide Reihen auf. 7-14-21-28-35- 50- 56- 60- 70. Als ich die Reihen kontrolliere, schaut er mich lächelnd an. Ich finde den Fehler nicht sogleich. Es stehen einige Kinder um meinen Tisch herum und ich lese die Siebnerreihe laut vor. Jetzt muss ich laut lachen. Das ist ein gut versteckter Superfehler.

Eine Sechstklässlerin schreibt einen Text und an eine Stelle setzt sie ein Smiley anstelle der Buchstaben.
Das ist ein sehr schöner Superfehler.

Es ist so schön, wie die Kinder kreativ sind beim Erfinden ihres Superfehlers.