Verbundensein

30. August 2012

Zu Beginn des neuen Schuljahres lasse ich die Kinder täglich mit Seilen die unterschiedlichsten Spiele machen. Seile vermitteln den Kindern das Gefühl, dass sie miteinander verbunden sein können. Bei einer Übung banden sich z.B. alle an ein grosses Seil, drehten und wendeten sich, bis sie alle miteinander einen Knäuel bildeten. Auf meine Frage, wie es nun weitergehen solle, riefen alle: “Wir wollen immer so beieinander bleiben.“ Das war zu diesem Zeitpunkt nicht in meinem Sinn und ich fragte daher, was ihnen das zweitliebste wäre.
„Immer zwei und zwei verbinden sich mit einem Seil. Wenn dann der eine beim Arbeiten nicht weiterkommt, dann kann er leicht am Seil ziehen und sein Seilpartner kommt und unterstützt.“ „Irgendwann werden wir das ausprobieren. Was wäre das nächste Beste?“
Ein Sechstklässler meinte, sie könnten einfach die Seile auf ihren Arbeitsplatz legen und so könnten sie sich immer an das gute Gefühl erinnern.
So wurde es gemacht.
Heute Nachmittag, während des Studiums durften sich die Kinder nun mit ihren langen Seilen aneinander festbinden.
Es entstand eine speziell schöne Atmosphäre. Es ist ja klar, dass jedes der Kinder oft unterstützt sein wollte von seinem Partner. So entstand oft auch ein Gewirr der unterschiedlichsten Seile. Die Kinderm mussten Seile übersteigen, Knöpfe lösen oder unter Seilen durchkriechen. Melanie wollte unbedingt, dass ihr Partner immer ihr folgen sollte. Dieser wollte genau das Gegenteil. Da ergab sich ein richtiges Gezerre am Seil.Doch auch die beiden fanden sich.

Mir zeigte diese berührende Sequenz, wie ernst es den Kindern ist mit ihren Ideen. Daher sorge ich meistens dafür, dass sie auch umgesetzt werden können. Auch wenn es lustig und witzig war, die Kinder waren sehr achtsam und aufmerksam miteinander.
Im anschliessenden Feedback meinten alle einhellig: das war so schön. Wir möchten das gerne wieder einmal machen.
Ein Kind fand es schade, dass sein Seilpartner gar nicht so oft unterstützt sein wollte.

Facetten

4. August 2012

Im Laufe eines Tages kann ich viele Gelegenheiten finden für Unterhaltungen mit den einzelnen Kindern.
Auf dem Weg zum Mittagessen ins nahe gelegene Personalrestaurant des Spitals bleibt Leon oft stehen, wenn ein Auto vorbeifährt und er ruft mir in hellem Entzücken zu, dass ich jetzt hören solle, wie schön dieser Motor töne. Er erklärt mir dann die Vorteile der Viertakt, Sechstakt und Achttaktmotoren und wie es dazu kommen kann, dass sich die Geräusche stark unterscheiden. Ich kann diese Finessen nicht unterscheiden, ich freue mich einfach über Leon, wie sein ganzer Körper strahlt, wenn er über Autos spricht.
Sergio trainiert in der Freizeit Kung Fu. Jeweils am Morgen nach einer Trainingsstunde zeigt er mir vor, was er neu gelernt hat. Besonders gerne demonstriert er die Bewegungen die er mit dem Schwert/ Säbel ausführt. Zuerst erklärt er wie der Ablauf sich aus unterschiedlichen Einheiten zusammensetzt, und er weiss auch wie wichtig der Atem ist. Dann zeigt er mir die Abfolge vor. Es ist eine grosse Freude, ihn in seinem konzentrierten Tun zu beobachten.
Einmal berichtete ich den Kindern, dass Herr Baumgartner nach Singapur fliegen werde. Da meldete sich Martin:“ Dann fliegt er um 11.45 von Zürich weg mit dem Airbus A 380-800, er hat die Flugnummer SQ 345, es ist ein Nonstop Flug bis Singapur, der 12 Stunden und 10 Minuten dauern wird.“ Dass sich Martin mit der Thematik „Flugzeuge“ intensiv befasst, das wussten alle, doch dass er sich so genau auskennt, das wurde uns erst jetzt richtig bewusst.