Die Fäden in der Hand halten

22. September 2012

Die Kinder der Schule 3×3 werden in einer altersgemischten Lerngruppe unterrichtet. Die Lerngruppe setzt sich aktuell so zusammen: eine Erstklässlerin, eine Zweitklässlerin, ein Drittklässler, ein Viertklässler, drei Fünftklässler und zwei Sechstklässler. Zwischen 9 Uhr und 10.30 Uhr arbeiten die Kinder am Montag und am Mittwoch im Kernfach Mathematik und am Dienstag und Donnerstag im Kernfach Deutsch. Ab der dritten Klasse orientieren sich die Kinder in den Kernfächern anhand des Logbuches über den jeweils zu erledigenden Lehrstoff. Die jeweiligen Checklisten enthalten Angaben zum Material mit dem gearbeitet werden muss, enthalten den Auftrag und in einer Spalte ist der Zeitrahmen für den jeweiligen Auftrag enthalten. Während eines Zeitraums von 10 Minuten können allfällige Unsicherheiten mit mir besprochen werden, ich beobachte die Kinder und unterstütze wenn Bedarf besteht. Dann klopft Melanie mit einer Blechdose in Baumform auf einen Tisch und ruft dazu mit lauter Stimme: Baumzeit! Dieser Ausruf signalisiert den Arbeitenden, dass sie nun unter keinen Umständen um Unterstützung bitten können. Jeder hat in seinem Logbuch eine Beschäftigungsliste anlegen müssen. Melanie, sie lebt mit einem Down-Syndrom, setzt sich nun an den Arbeitsplatz, den sie an meinem Pult hat. Sie trainiert weiter an der Erweiterung des Zahlraums bis 20. Sie bekommt den Auftrag, 12 Hölzchen abzuzählen. Sie hat zwei Brettchen vor sich, mit je 10 Einbuchtungen. Sie legt in das erste Brettchen in jede Vertiefung je ein Hölzchen und zählt laut. Wenn das Einerbrettchen voll ist, dann bündelt sie die zehn Hölzchen und hält sie mit einem Gummibändchen zusammen. Dazu spricht sie. „Das ist ein Zehnerbündchen, das darf auf das Zehnerbrettchen. Und das Einerbrettchen ist wieder leer.“ Melanie zählt nun weiter bei 11, 12. Anschliessend erkläre ich ihr ein Arbeitsblatt und sie darf an ihrem Pult daran arbeiten. Wenn sie fertig ist damit, dann darf sie zeichnen. Anschliessend bekommt Suzanne ihr erstes von zwei Einzeltrainings an meinem Pult. In der Mitte des Raumes steht ein grüner Tisch. Wenn ein Kind ein Arbeitsblatt vorlesen muss während der Baumzeit, dann stellt es sich an diesen Tisch, ruft seinen Lernpartner und der hört ihm zu, wobei dieser anhand der bereitliegenden Lösungsblätter kontrolliert. Es kann auch vorkommen, dass zwei Partner die ganze Unterrichtseinheit gemeinsam am grünen Tisch arbeiten.
Auch wenn ich intensiv mit den beiden Mädchen arbeite, halte ich die Stillarbeitenden, die Vorlesenden und die Zusammenarbeitenden im Auge und die wissen das. Es ist ruhig. Das Unterrichten macht in diesem Schulzimmer grosse Freude.
Wenn die Baumzeit vorbei ist, erscheinen die meisten an meinem Pult, um Dinge zu klären. Die Unterrichtseinheit wird mit einer Mikropause unterbrochen und zusätzlich mit einem Break der mit Bewegung verbunden ist. Anschliessend verläuft der zweite Teil wie der erste.
Ich werde in einem der nächsten Beiträge ausführen, wie ich die erledigten Schülerarbeiten kontrolliere.

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