Lesenlernen mit der Silbenanalytischen Methode

15. September 2012

Melanie soll Wortkarten und Bildkarten einander zuordnen. Sie legt die Bildkarten in eine Reihe. Dann nimmt sie den Stapel mit den 12 Wortkarten und verteilt sie auf dem Tisch. Sie schaut sie an. Plötzlich packt sie eine der Karten und verkündet „ROSE“. Sie strahlt über das ganze Gesicht. Das wirkt ansteckend und jetzt freut sich Melanie auch über meine Freude.
Melanie kann alle Wortkarten korrekt den Bildkarten zuordnen. Die meisten Wörter kann sie nicht auf den ersten Blick lesen. Also liest sie zuerst die Silbe in der Garage. Dort wohnt die unbetonte Silbe. Dann liest sie die betonte Silbe, die im Haus wohnt. Dann erst liest sie das ganze Wort. Über jedes der Wörter auf der Karte zeichnete ich ein Silbenhaus. So erkennt sie, dass bei „SCHERE“ das „E“ ganz allein in Zimmer 2 wohnt und sich darum ausbreiten kann. Es wird lang gesprochen. Sie erkennt, dass bei „ENTE“ das „E“ zusammen mit dem „N“ in Zimmer 2 wohnt und sich darum nicht ausbreiten kann. Das „N“ drückt das „E“ zusammen und wird daher kurz gesprochen.
Melanie liest dank dieses Vorgehens alle Wörter mit korrekter Betonung. Es tönt schön, wenn Melanie liest.
Ich mache gute Erfahrungen mit der Silbenanalytischen Methode. Sie stellt den Aufbau der Silbe, sowie ihre Kombination und Funktion im Wort in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Ich entdeckte die Methode bei Frau Prof. Dr. Christa Röber von der Universität Freiburg. Sie entwickelte ein Bild, das den Kindern die systematische Analyse der Verhältnisse zwischen Laut und Buchstabe bei verschiedenen Silbentypen ermöglichen soll. Das Häuserbild ist ein anschauliches Muster der Silbenstruktur. Das Bild zeigt ein Haus in das die betonte Silbe eingetragen wird und eine Garage in das die unbetonte Silbe eingetragen wird. Um die Zweiteilung der Silbe darzustellen, besteht das Haus aus einem kleineren Zimmer für den Anfangsrand und aus einem grösseren für den Reim.

Besonders gefällt mir an dieser Silbenanalytische Methode, dass sie den Schrifterwerb als eine zentrale Möglichkeit der kognitiven Entwicklung der Kinder nutzt.

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